Biografie
Ferdinand Georg Waldmüller, der bedeutendste österreichische Maler der Biedermeierzeit, wird am 15. Jänner 1793 in Wien geboren. Sein Vater, der selbst vergeblich eine Karriere als Maler angestrebt hatte, stirbt bereits 1806 und lässt die Familie in großer Armut zurück. Die Mutter ist strikt gegen den Wunsch ihres Sohnes, Künstler zu werden; dennoch inskribiert Waldmüller im Alter von 14 Jahren an der Akademie der bildenden Künste in Wien.
Wie sein Mitschüler Josef Kriehuber spezialisiert sich Waldmüller bald auf die Portraitmalerei. Es entstehen erste naturgetreue Blumenaquarelle und Miniaturen. Er bildet sich durch private Kontakte sowie autodidaktisch weiter.
1814 heiratet der Künstler die Sängern Katharina Weidner, mit der er drei Kinder haben wird. Er folgt seiner Frau zu Engagements nach Baden, Brünn und Prag, wo er als Theaterdekorationsmaler und Porträtist tätig ist. Bereits 1822 wird die Ehe wieder geschieden. Sie finden in den 30er Jahren nochmals zueinander, um sich dann endgültig zu trennen.
Waldmüller malt ab nun auch mit Ölfarben. Der Zeichenlehrer Johann Nepomuk Schödlberger führt ihn in die Landschaftsmalerei ein. Es entstehen viele Naturstudien und Genrebilder. Nebenbei ist er auch als Kopist tätig (Werke von Correggio, Teniers, Ribera etc.) und malt Portraits (u.a Ludwig von Beethoven). Waldmüllers Pinselstich wird offener; er entwickelt langsam seine Fähigkeiten der gesteigerten Wirklichkeitswiedergabe.
1825 unternimmt der Maler seine erste Reise nach Italien. In den kommenden 20 Jahren wird er fast jährlich in den Sommermonaten hierher reisen, zuerst zum Studium der alten Meister, später der Natur wegen. Auch reist er alljährlich ins Salzkammergut, wo viele seiner bekanntesten Werke entstehen.
1829 erhält Ferdinand Waldmüller eine Anstellung an der Akademie als “Erster Kustos” der Gemäldesammlung; auch lehrt er bald als Professor. Sein Verhältnis mit der Akademie ist ab den 30er Jahren zwiespältig: es wird ihm wiederholt untersagt, vor Ort Privatunterricht zu erteilen.
In den 40er Jahren wendet sich Waldmüller noch intensiver Genredarstellungen zu; es entstehen viele vielfigurige Genrebilder, für die der Maler heute bekannt ist. Sein Umgang mit Raum und Licht ist bemerkenswert, seine scharf-sachliche Wiedergabe stößt bei Zeitgenossen jedoch wiederholt auf Kritik.
1846 veröffentlicht Waldmüller eine Schrift, in der er die Lehrmethoden wie auch die Sammlung der Akademie selbst kritisiert; der Streit wird in Zeitungen in aller Öffentlichkeit ausgetragen. Die Privatschule des Künstlers in den Räumlichkeiten der Akademie, die angesehen ist und mittlerweile über 30 Schüler umfasst, muss schließen. Auch sein Atelier im Akademiegebäude wird ihm entzogen.
Noch während der Zensur, vor dem Revolutionsjahr 1848, rückte er Armut und Schicksalsschläge ins malerische Zentrum seiner Bilder. Abseits des üblichen Biedermeier-Idylls nimmt der Künstler vor allem bei der Darstellung des Bauernalltags eine sozialkritische Haltung ein.
Waldmüller heiratet 1850 die 25jährige Anna Bayer, der er einen Modesalon einrichtet. Der Maler befindet sich erstmals in großen finanziellen Schwierigkeiten. Er verdient immer noch so viel wie zu seiner Anfangszeit, während seine Kollegen an der Akademie ein vielfaches Einkommen haben.
1855 beteiligt er sich an der Pariser Weltausstellung und kann alle ausgestellten Bilder verkaufen; u.a. erwirbt Kaiser Napoleon III. ein Gemälde. Ein Jahr später wird Waldmüller eingeladen, seine Bilder im Londoner Buckingham Palace auszustellen. Es wird eine späte internationale Anerkennung für den Künstler: Königin Victoria und Prinz Albert erstehen zwei Gemälde.
Seine nächste Streitschrift im Jahr 1857, die wieder das Vorgehen der Akademie anprangert, hat seine Zwangspensionierung bei halbem Gehalt zur Folge. Waldmüller fordert seine Rehabilitierung – ohne Erfolg. Eine von ihm veranstaltete Auktion seiner Werke, um zu Geld zu kommen, hat keinen Erfolg. Der Kaiser verfügt 1864 gnadenhalber eine Erhöhung seines Bezugs; rehabilitiert wird Waldmüller nie.
Ferdinand Waldmüller stirbt am 23.August 1865 in der Hinterbrühl bei Mödling. Seine Schüler veranstalten noch im selben Jahr eine Gedächtnisausstellung im Wiener Kunstverein. Der Maler wird jedoch erst rund drei Jahrzehnte nach seinem Tod wiederentdeckt und geschätzt: seine Umsetzung des Sonnenlichtes, die Wiedergabe von Nähe und Distanz und die schonungslos detailgetreue Darstellung menschlicher Portraits machen seine Bilder unverkennbar und international bedeutsam.